Warum ich mich nicht spitz positioniere – und mein Coming-out als LinkedIn Ghostwriterin eine Überraschung war
Ich habe mich auf LinkedIn als Ghostwriter geoutet, und die Reaktionen waren überraschend. Viele Menschen wussten gar nicht, dass ich diese Tätigkeit anbiete. Zugeben, woher auch. Um die Häuser bin ich damit nicht gezogen. Das Ganze hat sich auch eher durch einen Zufall entwickelt.
Der Post hat mich, nach dieser Resonanz, zum Nachdenken gebracht – nicht nur über meine Strategie auf LinkedIn, sondern auch über das Thema spitze Positionierung.
Spitz Positionieren – ein Patentrezept?
Die Idee der spitzen Positionierung wird im Marketing oft als Patentrezept dargestellt. Du sollst Dich auf ein klar definiertes Angebot und eine spezifische Zielgruppe konzentrieren, um sichtbar und erfolgreich zu werden. Und ja, für viele Menschen funktioniert das großartig. Aber was passiert, wenn man sich in ein solches System zwängt, das vielleicht gar nicht zu einem passt? Auch mir sind, gerade zu Anfang meiner Selbstständigkeit die ganzen Coaches und Gurus über den Weg gelaufen, die mir alle mit ihren Webinaren, Masterklassen und selbst ernannten Expertenkurse, diese Positionierung schmackhaft machen wollten.
Was soll ich sagen? Ich bin auch in diese Falle getappt. Ich habe zwar keinen dieser Kurse gebucht, aber das alles klang in meinen Ohren mehr als sinnvoll. Expertenstatus, zeige was Du kannst, rufe höhere Preise ab. Weißt Du wie viele Kunden mir das gebracht hat?
Ich denke, an Deinem Schmunzeln im Gesicht erkenne ich, dass Du diese Antwort bereits kennst. Richtig. 0. In Worten NULL. Null Kunden. Und weißt Du was daran das wirklich Schlimmste war? Es hat mir noch nicht mal Spaß gemacht. Was kann es Schlimmeres geben, als Deinen Traum der Selbstständigkeit zu leben und es macht keinen Spaß.
Warum ich mich davon habe einfangen lassen? Weil ich mit der klassischen virtuellen Assistentin angefangen habe. Im Angebot? Das, was ich konnte: Officemanagement. Die Sätze damit wirst Du immer ersetzbar sein, damit wirst Du nie hohe Stundensätze abrufen können etc. haben mich gelockt.
Weißt Du, was ich nicht bedacht habe, mit meinen grünen Ohren? Das ich gut war in dem, was ich tat und tue. Bämm. Das sage ich heute selbstbewusst. Was meine Kunden damals wie heute schätzen? Genau das, was ich nach 21 Jahren Ford ursprünglich abschütteln wollte. Das Industriekind. Darauf getrimmt, abzuliefern, und zwar nicht 0815 sondern verlässlich und To-Dos werden erledigt.
Ich habe mich entwickelt
So kam ich im Laufe der Jahre mit verschiedenen To-Dos in Berührung. Ich durfte eine PR-Lady begleiten, die mich an die Hand genommen hat und mir die PR Welt erklärte. He, ich fühlte mich ein bisschen wie Samantha aus SATC. Ein Profi brachte mir bei, was Medienbeobachtung bedeutete.
Dann kam das E-Mail-Marketing und glaube mir, ich hatte echt Schieß vor der Technik.
Die nächste logische Schlussfolgerung? Der Newsletter und dann die Blogs. Das eine kam mit dem anderen. Anfangs habe ich sie nicht geschrieben, sondern stieß meine Kunden eher auf die Problematik: Du liebe/r XXX, das ist ja ganz nett, aber was willst du damit eigentlich sagen?
Welches Problem ich für meine Kunden löste und löse? Was sie alle gemeinsam haben? Sie sind wirkliche Experten auf ihrem Gebiet und genauso lesen sich ihre Newsletter und Blogbeiträge. Beim Lesen fällst Du vor Langeweile vom Stuhl.
Ich fing an diese umzuschreiben. Intuitiv. In Worte, die Leute wie Du und ich lesen wollen. Fesselnd, prickelnd, sexy.
Dann habe ich mich, damals auf Sendinblue (heute Brevo) und Mailchimp spezialisiert.
Und so fing alles an …
Warum mein Coming-out eine Überraschung war
Als ich mich als Ghostwriter outete, waren viele Menschen erstaunt. „Das hätte ich gar nicht gewusst!“, schrieben mir einige. Das ist interessant, oder? Trotz meiner aktiven Präsenz auf LinkedIn und meines klaren Fokus, war meine Tätigkeit nicht klar erkennbar. Warum? Weil ich sie nicht beworben habe. Ich wollte nicht wie eine Kirmesbude aussehen.
Bis mein Businessbuddy sagte zu mir, dass ich verrückt sei. Ich meine, ich schreibe Texte, Artikel, Blogbeiträge. Da ist für LinkedIn schreiben, Ghostwriting, doch auch wieder eine logische Konsequenz, oder? Und recht hatte sie.
Ich glaube, warum ich Angst hatte, darüber zu sprechen war der Grund, dass spitze Positionierung nicht zu mir passt. Ich habe in der Vergangenheit viel über Authentizität gesprochen, über die Bedeutung, sich selbst treu zu bleiben. Doch in dem Versuch, mich in ein System zu zwingen, das für andere funktioniert, habe ich genau das Gegenteil getan. Ich habe versucht mich auf eine Rolle festzulegen, die mich nicht vollständig repräsentiert.
Was viele nicht wissen: Ich bin vielseitig, aber keine Scannerpersönlichkeit. Ich schreibe nicht nur Ghostwriting-Texte für LinkedIn, sondern arbeite auch im E-Mail-Marketing, erstelle Blogbeiträge, baue YouTube-Kanäle auf und bin sogar eine zertifizierte Kulturmanagerin. Und ich liebe diese Vielfalt.
Mein Portfolio aus Online-Redaktion, Texten, E-Mail und YouTube-Marketing fühlt sich rund und perfekt aufeinander abgestimmt an.
Die Herausforderungen der spitzen Positionierung
Spitze Positionierung hat sicherlich ihre Vorteile – insbesondere wenn Du ein Experte auf einem spezifischen Gebiet bist und in genau dieser Nische wahrgenommen werden möchtest. Aber die Realität sieht anders aus, wenn Du, wie ich, in mehreren Bereichen gut bist und die Abwechslung liebst.
Die größte Herausforderung bei der spitzen Positionierung ist, dass sie Dich dazu zwingt, Dich auf ein einziges Angebot zu konzentrieren und alles andere außen vor zu lassen. Das bedeutet, dass Du möglicherweise Projekte und Kunden verlierst, die zwar nicht direkt in Deine Nische passen, die aber dennoch interessant und lukrativ sein könnten.
Mehr Schein als Sein?
Diese Erfahrung hat mich auch dazu gebracht, über die Art und Weise nachzudenken, wie Erfolg auf Plattformen wie LinkedIn dargestellt wird. Viele Profile wirken unglaublich erfolgreich, mit klaren Nischen, großen Follower-Zahlen und beeindruckenden Projekten. Aber wie viel davon ist wirklich real? Ich nenne es gerne Linkedin Klimbim.
Einfach viel Wirbel um nichts.
Ich glaube, dass wir oft nur die glänzenden Oberflächen sehen. Hinter den Kulissen sieht es oft anders aus. Es gibt viele Unternehmer und Freelancer, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich – die sich in ein System der spitzen Positionierung gezwängt haben, das nicht zu ihnen passt, und die dann feststellen, dass sie damit nicht erfolgreich sind.
Darüber sollten wir viel mehr sprechen. Real Talk ist gefragt. Es ist okay, wenn etwas nicht funktioniert. Es ist okay, wenn man sich nicht in eine enge Nische pressen lassen möchte. Das heißt nicht, dass Du weniger erfolgreich bist. Es bedeutet nur, dass Du Deinen eigenen Weg finden musst.
Die Lektionen aus meinem persönlichen Weg?
Ich sehe es als ein wertvolles Experiment, aus dem ich unglaublich viel gelernt habe:
- Ich habe meine Sichtbarkeit erhöht.
- Ich habe neue spannende Menschen kennengelernt und tolle Gespräche geführt.
- Ich habe meine Gesprächsführung mit Kunden verbessert.
- Ich bin mutiger und authentischer geworden.
Ich muss nicht in eine einzige Rolle schlüpfen, um sichtbar zu werden. Meine Vielseitigkeit ist meine Stärke, und darauf werde ich mich in Zukunft konzentrieren.
Was bedeutet das für die Zukunft?
In den kommenden Wochen und Monaten werde ich mich wieder mehr auf das konzentrieren, was mir wirklich Spaß macht: Texte schreiben, YouTube-Kanäle aufbauen, E-Mail-Marketing. Und ich werde weiterhin Ghostwriting anbieten – aber als Teil eines größeren Angebots, das meine Vielseitigkeit und meine Leidenschaft für das Schreiben und kreative Arbeiten widerspiegelt.
Wenn Du also jemanden suchst, der Dir hilft, Deine Gedanken in Worte zu fassen – sei es für einen LinkedIn-Beitrag, einen Blogartikel oder eine E-Mail-Kampagne – dann lass uns ins Gespräch kommen. Ich bin da, um Deine Stimme zu verstärken und Deine Geschichte zu erzählen.
Manchmal muss man Umwege gehen, um etwas Entscheidendes über sich selbst zu lernen. Ich habe diesen Umweg gemacht, und ich bin dankbar dafür.
Tanja